„Das hatte schon viel Schönes…“

Dr. Joachim Zill – Ein Nachruf

Als im April 2008 unsere Grabung im Chemnitzer Stadtteil Hilbersdorf begann, trat Dr. Joachim Zill mit der Bitte an uns heran, die Grabungsarbeiten filmisch dokumentieren zu dürfen. Etwas erstaunt über seine Begeisterung (es gab keinerlei Vergütung!) willigten wir ein. Und so kam es, dass Joachim uns immer wieder mit der Kamera besuchte. Bemerkenswert war dabei seine erfrischende Sicht von außen. Ein Beispiel: Wir hatten gerade eine Gesteinsoberfläche freigelegt und gesäubert, da kam auch schon seine Frage: Ob man da denn mal ohne Schuhe drauf dürfe? Klar! So wandelte er begeistert und barfuß auf 291 Millionen Jahre altem Boden, einfach des Gefühls wegen. Wir haben gelächelt, es aber nie selbst probiert. Er war uns wohl weit voraus.

Später kam es zu einem zusammenfassenden Film über die Grabung, welcher teilweise über eine Förderung der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien finanziert wurde. Die DVD ist noch heute im Museum für Naturkunde Chemnitz erhältlich und nicht nur für unsere Besucher ein äußerst sehenswertes Zeitzeugnis. Wieviel Arbeit, Zeit und Enthusiasmus in diesen Aufnahmen steckt, ist heute nur noch schwer zu ahnen. Wir aber werden das nie vergessen.

 

Nach Abschluss der Grabung begannen wir, die Funde wissenschaftlich auszuwerten. Jetzt wurden YouTube-Filme gewählt, um der Außenwelt unsere Forschungen kurzweilig und themenbezogen mitzuteilen. Das Format war für Joachim eine neue Herausforderung, und es gab ein schwerwiegenderes Problem: Unser schauspielerisches Talent ist … naja … nicht vorhanden. Für einen Kamera-Profi natürlich alles ein Klacks! Seine Kritik an unserem Unvermögen sah so aus: „Das hatte schon viel Schönes, aber wir machen es noch mal!“. Das war fast schon familiär, obwohl er es wahrlich nicht leicht hatte mit uns. Was uns heute bleibt ist die Erinnerung an viele abgefahrene, gemeinsame Erlebnisse: einen missglückten Vulkanausbruch, den Saurier-Brunnenruf in Schleusingen, ein Rock ‘n Roll Hotel in Zürich, tonnenweise nur bedingt lustige Outtakes oder das Rauschen des Meeres im Computertomographen von Fraunhofer ENAS. Im Ergebnis ist alles in 27 Videos festgehalten und anzuschauen auf dem YouTube-Kanal des Museums für Naturkunde Chemnitz. Ein Schatz!

 

Neben den Videos begann ein neues Projekt: Das Fenster in die Erdgeschichte. Auch hier war Audiovision wieder dabei. Während wir unseren Besuchern von einer Zeitreise nur erzählen können, setzten Joachim und sein Team das Thema kurzerhand mit bewegten Bildern um. Heraus kam ein Film, den wir unseren Besuchern noch auf Jahre stolz zeigen werden. Und auch technisch ging es vorwärts: Kleine Videoclips geben nun Antworten auf die wichtigsten Fragen vor Ort, abrufbar über installierte QR-Codes.

 

In den 7 Jahren (!) unserer Zusammenarbeit sind wir uns auch menschlich sehr nahe gekommen. Joachim war für uns ein Vertrauter, der fast schon spielerisch die professionelle Balance zwischen wissenschaftlicher Exaktheit, Medienwirksamkeit und dem zu vermittelnden Gefühl fand. Dafür sind wir ihm zutiefst dankbar. Allein hätten wir das alles niemals hinbekommen.

 

Dr. Joachim Zill verstarb am 14. Juli 2014 im Alter von 62 Jahren. Wir verlieren ein begeistertes Mitglied unseres Teams und einen guten Freund. Wir vermissen ihn.

 

Seinen Angehörigen möchten wir hiermit unser herzliches Beileid aussprechen.

 

Grabungsteam Chemnitz