Das Fossil S1B-F-0445 wurde am 04.07.2022 durch Aaron Voigt (FÖJ) gefunden. Dabei handelt es sich um das Blatt eines Cordaitenbaumes, eine Gruppe von Pflanzen, die zu den Nadelbaumvorläufern zählen und sich durch bandförmige, parallelnervige Blätter auszeichnen. Cordaiten starben am Ende des Perms, vor 252 Millionen Jahren, aus. Ziel war es, den Fossilfund für Ausstellungszwecke zu präparieren. Insgesamt dauerte der Prozess fast 6 Monate, wurde jedoch wiederholt durch andere Tätigkeiten und Aufgaben unterbrochen.
Die Aufbereitung des Blattes kann in drei Abschnitte unterteilt werden: Rekonstruktion, Präparation und Präsentation.
Phase 1: Rekonstruktion – „Puzzeln für Fortgeschrittene“
Aufgrund des fragmentarischen Charakters des Fossils, ist dessen Zusammensetzung mit einem anspruchsvollen Puzzle vergleichbar. In diesem Fall bekamen dessen steinernen Einzelteile mit ihrer Bergung aus dem Grabungsfeld glücklicherweise Markierungen, welche die benachbarten Bruchstücke kennzeichneten und damit den Zusammenbau vereinfachten. Das während der Feldarbeit angefertigte Bildmaterial diente als Puzzlevorlage und unterstützte die Rekonstruktion.
Anders als bei einem herkömmlichen Puzzle mussten die einzupassenden Teile erst gesäubert und dann verklebt werden. Dabei beeinflusste die etwa 20-stündige Aushärtezeit des Klebers die Dauer der Rekonstruktion maßgeblich. Hinzu kam, dass trotz Bildvorlage und Markierungen manche Teile nicht eindeutig zuzuordnen waren. Oft waren mehrere Stunden notwendig, bis die ursprüngliche Lage eines derartigen Puzzleteils geklärt war. Nach Bewältigung dieser Hürden entstand ein klares Bild: Vier zusammenhängende Fossilflächen.
Phase 2: Präparation – „Geduld bringt Rosen“
Die mechanische Präparation zielte neben dem Freilegen der größtmöglichen Fossilfläche auch darauf ab, die Besonderheiten wie Kontur, Morphologie und Nervatur des Blattes herauszuarbeiten. Nur so konnte es für den Betrachter visuell attraktiv werden.
Dabei wurden zwei Methoden angewandt: Der Abtrag von Gestein erfolgte mittels abrasiven Sandstrahls sowie durch mechanische Entfernung mittels Druckluftstichel. Ersterer wurde bereits in der Rekonstruktion zum Säubern der Kontaktflächen einzelner Bruchstücke verwendet. In der finalen Präparation fand der Sandstrahl meist nur am Umgebungsgestein Anwendung, um hartnäckige Verkrustungen zu entfernen oder das Gestein aufzuhellen. Das ließ die zügige Bearbeitung größerer, fossilfreier Flächen zu. Der Druckluftstichel kam hauptsächlich direkt am und auch auf dem Fossil zum Einsatz. Diese Arbeit erfolgte ausschließlich unter dem Mikroskop und lässt den sicheren Abhub von Gesteinspartikeln in Dimensionen unter einem Millimeter zu. Diese Detailarbeit stellte mit ca. 30 –40 Arbeitsstunden den zeitaufwendigsten Teil der Präparation dar.
Phase 3: Präsentation – „Ein Bettlein für die (schlafende) Schönheit“
Um das fertige Präparat beschädigungsfrei zu erhalten und es noch weiter aufzuwerten, war die Art der Darstellung zu überlegen. In diesem Fall haben wir uns für einen nach oben offenen Holzkasten mit einlegbarer Bodenplatte entschieden. Auf diesem Boden klebt eine Schaumform, in der das Fossil gebettet und verankert wurde. Zum Abdecken des gelben Schaumes wurde ein dunkler, rot-braun gefärbter Aquarienkies mithilfe transparenten Klebers aufgebracht, um gleichermaßen den Kontrast zum Fossil, Gestein und hölzernen Präsentationsrahmen zu schaffen.
Hier das Endresultat:
Ein besonderer Aspekt dieses Projektes ist, dass die Funde der wissenschaftlichen Grabung den Besuchern an Ihrem Fundort präsentiert werden. Es handelt sich dabei beispielsweise um Kieselhölzer und Abdrücke von Tieren und Pflanzen im Tuff.
Allerdings ist oft nur ein Teil des Fossils sofort sichtbar und in den meisten Fällen sind die Fossilien in mehrere Stücke zerbrochen beziehungsweise sind Abdrücke auf mehreren Tuffbruchstücken verteilt. In dieser Form ist für den Besucher selten viel erkennbar.
Die Fossilien werden also entnommen und von unserem Team präpariert. Dafür werden die Stücke gesandstrahlt, mit dem Druckluftstichel wird Tuff entfernt, Bruchstücke werden geklebt und letztendlich so fixiert, dass das Fossil zurück in der Grabung an seiner Fundstelle präsentiert werden kann.
Sind die Fossilien von speziellem wissenschaftlichem Wert, zum Beispiel tierische Funde oder ungeklärte Taxa, durchlaufen die Stücke noch weitere Instanzen. Diese dienen ihrer Erforschung und gegebenenfalls Veröffentlichung.